Eveline Schneider Kayasseh
Wenn die alljährlichen Sandstürme die modernen Metropolen Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) in einen Dunstschleier hüllen und das öffentliche Leben zum Erliegen bringen, schimmert eine leicht geheimnisvoll anmutende, traditionsreiche Welt durch die scheinbar kompromisslose Moderne hindurch. Es ist eine Welt, die sich in all ihren Facetten ähnlich wie die Rechtssysteme der beiden Staaten dem ausländischen Betrachter nicht auf den ersten Blick offenbart. Saudi-Arabien, grundgesetzlich dem religiösen Recht des Korans und der Sunna verpflichtet, tut sich traditionell schwer mit geschriebenem Recht, welches erst auf dem Gebiet des Handels- und Wirtschaftsrechts merklich an Terrain gewonnen hat. Die VAE haben sich demgegenüber seit der Staatsgründung im Jahre 1971 der Civil-Law-Tradition verschrieben, weshalb weite Teile des Rechts kodifiziert sind. Doch auch in dieser Föderation sind es der Islam und die Beduinenkultur, welche die Rechtsinhalte massgeblich mitprägen. Der vorliegende Aufsatz führt die Leser, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, in die Rechts- und Justizsysteme dieser beiden Nationen ein.